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Wiki - Deutschland - Eisernes Kreuz

 

 

1. Historische Einführung

Das Eiserne Kreuz (Eisernes Kreuz) hat seinen Ursprung im napoleonischen Preußen und wurde am 17. März 1813 von König Friedrich Wilhelm III. als Auszeichnung für Tapferkeit im Krieg gegen Frankreich gestiftet. Sein Design – ein Tatzenkreuz mit silbernem Rahmen – war mit patriotischer Symbolik aufgeladen. Es wurde in entscheidenden Momenten erneut eingeführt: im Deutsch-Französischen Krieg (1870), im Ersten Weltkrieg (1914) und erneut im Zweiten Weltkrieg.

2. Wiedereinführung 1939

Am 1. September 1939, mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs und dem Überfall auf Polen, verfügte Adolf Hitler die Wiedereinführung des Eisernen Kreuzes als nationale Auszeichnung (nicht mehr nur preußisch). Die neue Verordnung führte drei Hauptstufen ein: Zweite Klasse, Erste Klasse und das neu geschaffene Ritterkreuz. Letzteres diente als Zwischenstufe zwischen der Ersten Klasse und dem Großkreuz und sollte außergewöhnliche Tapferkeit oder herausragende Führungsleistungen würdigen.

3. Klassen und Stufen des Eisernen Kreuzes

3.1 Eisernes Kreuz Zweiter Klasse (EK II)

Verliehen an Mannschaften und untere Offiziere.

Getragen am Band im Knopfloch der Uniform oder an der linken Brustseite.

Während des Krieges wurden etwa 4,5 Millionen EK II verliehen.

cruz de hierro de 2 clase segunda guerra mundialcruz de hierro de 2 clase reverso

3.2 Eisernes Kreuz Erster Klasse (EK I)

Verliehen an Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten für verdienstvolle Taten.

Ohne Band, als Steckkreuz oberhalb der linken Brusttasche getragen.

Es wurden etwa 300.000 EK I verliehen.

cruz de hierro de 1 clase segunda guerra mundialcruz de hierro de 1 clase segunda guerra mundial reverso

3.3 Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes

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3.3.1 Stufen und Varianten

Gestiftet am 1. September 1939 im Rahmen eines hierarchischen Systems (Kreuz, Ritterkreuz, Großkreuz).

Spätere Erweiterungen erhöhten die Auszeichnung:

  • Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes

  • Ritterkreuz mit Eichenlaub

  • … mit Eichenlaub und Schwertern

  • … mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten

  • … mit Goldenem Eichenlaub, Schwertern und Brillanten (einzigartige goldene Auszeichnung)

3.3.2 Verleihungsstatistik

  • Ritterkreuz: über 7.000 Verleihungen (7.161 laut Bundesarchiv)

  • Eichenlaub: 883

  • Eichenlaub und Schwerter: 160

  • Eichenlaub, Schwerter und Brillanten: 27

  • Goldenes Eichenlaub, Schwerter und Brillanten: nur an Hans-Ulrich Rudel am 29. Dezember 1944 verliehen

4. Herstellung und bedeutende Hersteller

4.1 Materialien und Aufbau

Die Kreuze bestanden aus drei Teilen: einem Eisenkern und einem Rahmen aus Silber oder versilbertem Metall, durch Löten verbunden. Der schwarze Kern ahmte Gusseisen nach, trug in der Mitte ein Hakenkreuz und auf dem unteren Kreuzarm das Datum 1939. Die Rückseite zeigte auf dem unteren Arm die Jahreszahl 1813.

4.2 Werkstätten und Markierungen

Die Herstellung wurde im Zweiten Weltkrieg hauptsächlich von zwei Institutionen geregelt: dem Oberkommando der Wehrmacht (OKW/Heeresverwaltung) und der Leistungsgemeinschaft der Deutschen Ordenshersteller (LDO). Die LDO vereinte lizenzierte Hersteller und garantierte Qualitätsstandards. Jeder Hersteller musste seine Auszeichnungen mit einem Nummerncode kennzeichnen (LDO oder PKZ – Präsidialkanzlei), wobei nicht alle Stücke markiert wurden.

a) Wichtige Hersteller

  • Steinhauer & Lück (S&L), Lüdenscheid: Einer der produktivsten Hersteller, aktiv vor, während und nach dem Dritten Reich. Gekennzeichnet mit „4“ oder „L/16“. Bekannt für hochwertige Stücke, oft für Offiziere.

  • Friedrich Orth, Wien: Erkennbar an „15“, beliebt bei Sammlern für die Verarbeitung.

  • Deschler & Sohn, München: Früher Hersteller mit dem Code „1“.

  • C. E. Juncker, Berlin: Renommierter Hersteller, besonders für Luftwaffe-Medaillen, gekennzeichnet mit „2“ oder „L/12“.

  • AHM (Arbeitsgemeinschaft der Hanseatischen Metallwarenfabriken): Fertigte Massenproduktionen, insbesondere EK II.

b) Herstellerkennzeichnungen

Kennungen variierten zwischen dem LDO-System („L/“) und dem PKZ-System (nur Zahlen). Beispiel: „L/11“ = Wilhelm Deumer.

Viele EK II wurden ohne sichtbare Markierung ausgeliefert, einige haben verdeckte Stempel im Bandring.

Ritterkreuze wurden meist auf der Öse oder dem Band gestempelt, teils mit Herstellerkennzeichnung oder dem Silbergehalt („800“).

c) Fälschungen und Reproduktionen

Aufgrund der großen Nachfrage nach Erinnerungsstücken nach dem Krieg und ihres Wertes auf dem Sammlermarkt gibt es zahlreiche Fälschungen, oft aus Osteuropa oder Großbritannien. Experten erkennen Originale am Profil des Rahmens, an der Patina, dem Gewicht, dem magnetischen Eisenkern und an Details der Lötstellen.

d) Nachproduktion ab 1957

Nach dem Verbot von NS-Symbolen wurde eine überarbeitete Version des Eisernen Kreuzes hergestellt: ohne Hakenkreuz, dafür mit Eichenlaub im Zentrum. Diese Versionen waren durch die Bundeswehr zugelassen und durften von Veteranen getragen werden. Steinhauer & Lück produzierte zahlreiche solcher Exemplare – häufig mit den originalen Matrizen, angepasst an das neue Gesetz.

5. Bedeutende Träger des Ritterkreuzes

5.1 Heer (Heer = Heer = Landstreitkräfte)

Erwin Rommel (1891–1944)
Verliehen am 27. Mai 1940 als Generalmajor und Kommandeur der 7. Panzer-Division im Frankreichfeldzug.

Später ausgezeichnet mit Eichenlaub (1941), Schwertern (1942) und Brillanten (1943).

Bekannt als „Wüstenfuchs“ für seine Erfolge in Nordafrika. Vom NS-Regime als Vorbild verwendet. Wegen seiner Verwicklung in das Attentat auf Hitler 1944 zum Suizid gezwungen.

5.2 Luftwaffe (Luftstreitkräfte)

Werner Mölders (1913–1941)
Erster Pilot mit über 100 Luftsiegen. Ritterkreuz mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten am 16. Juli 1941.

Nach Flugzeugabsturz 1941 als Märtyrer der Luftwaffe verehrt. JG 51 trug seinen Namen: „Mölders“.

Adolf Galland (1912–1996)
Jagdpilot mit 104 bestätigten Abschüssen. Ritterkreuz mit Brillanten 1941 als General der Jagdflieger.

Bekannt für Auseinandersetzungen mit Göring über die Reichsluftverteidigung. Nach dem Krieg Mitarbeit mit Alliierten und Verfasser von Memoiren.

Hans-Ulrich Rudel (1916–1982)
Stuka-Pilot mit über 2.500 Kampfeinsätzen und mehr als 500 zerstörten Panzern.

Einziger Träger des Ritterkreuzes mit Goldenem Eichenlaub, Schwertern und Brillanten (29. Dezember 1944).

Nach dem Krieg Kontakte zur Neonazi-Szene, was sein Ansehen belastete.

5.3 Kriegsmarine (Marine)

Günther Prien (1908–1941)
Ritterkreuz am 18. Oktober 1939 als Kommandant von U-47 für den erfolgreichen Angriff auf HMS Royal Oak in Scapa Flow.

Eine der ersten großen deutschen Marinerfolge. Gilt seit März 1941 als verschollen mit gesamter Besatzung.

Otto Kretschmer (1912–1998)
Kommandant von U-99, einer der erfolgreichsten U-Boot-Führer.

Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern 1941, vor Gefangennahme durch Briten.

Nach dem Krieg in die Bundesmarine übernommen und zum Admiral befördert.

5.4 Waffen-SS

Joachim Peiper (1915–1976)
Ritterkreuz mit Eichenlaub 1943 als Kommandeur eines Panzergrenadierbataillons.

Beteiligt am Malmedy-Massaker (Ardennenoffensive). Wegen Kriegsverbrechen verurteilt, 1956 freigelassen, 1976 in Frankreich ermordet.

Kurt „Panzer“ Meyer (1910–1961)
Kommandeur der 12. SS-Panzerdivision „Hitlerjugend“, Ritterkreuz mit Schwertern.

Beteiligung an Kriegsverbrechen in der Normandie. Verurteilt, später freigelassen.

Michael Wittmann (1914–1944)
Ritterkreuz am 14. Januar 1944 als SS-Untersturmführer und Kommandant eines Tiger I.

Berühmt durch den Einsatz bei Villers-Bocage, später auch mit Eichenlaub ausgezeichnet.

Kontroverse Figur wegen seiner Zugehörigkeit zur Waffen-SS und taktischer Brillanz.

5.5 Weitere bemerkenswerte Fälle

Isoroku Yamamoto (Japan)
Japanischer Admiral und Architekt des Angriffs auf Pearl Harbor. Posthum vom Dritten Reich mit dem Ritterkreuz mit Schwertern ausgezeichnet – als Zeichen der Ehre und militärischen Kooperation der Achsenmächte.

Sein Flugzeug wurde bei einer US-amerikanischen Geheimoperation (Operation Vengeance) abgeschossen.

6. Verwendung nach Kriegsende

1957 erlaubte die Bundesrepublik Deutschland eine überarbeitete Version des Eisernen Kreuzes – ohne Hakenkreuz, stattdessen mit Eichenlaub in der Mitte – in Übereinstimmung mit den Gesetzen zum Verbot nationalsozialistischer Symbole.

7. Fazit

Das Eiserne Kreuz steht symbolisch für die Kontinuität zwischen dem napoleonischen Preußen und dem nationalsozialistischen Deutschland – angepasst an unterschiedliche Kriegskontexte.

Die Wiedereinführung 1939 brachte eine abgestufte Hierarchie mit sich, die Einzelaktionen ebenso ehrte wie strategische Führungsleistungen.

Das Ritterkreuz, besonders in seinen höchsten Stufen, spielte eine herausragende Rolle in der Propaganda und Militärkultur des Dritten Reiches.

Bis heute zählt das Eiserne Kreuz zu den begehrtesten Auszeichnungen unter Militaria-Sammlern – sowohl als Herzstück als auch im Rahmen spezialisierter Sammlungen.

 

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